Besuch im Keko – Restaurantkritik

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Vorgestern zu Viert ins türkische Restaurant Keko eingekehrt – mal etwas ab von unserer üblichen Route, aber bereits einmal getestet und für gut befunden, deshalb diesmal mit guten Freunden inklusive Berichterstattung.

Soviel vor weg: Hier können Sie richtig gut und nicht zu knapp reinhauen. Die Portionen sind großzügig, sämtliche Gerichte typisch und schmackhaft, der Service fix und freundlich. Das Keko liegt am beschaulichen Mariahilfplatz – Mariahilfstrasse 24, wo des Nächtens eher der verfrorene Hund umgeht und ist insofern nicht nur von der Bin-Ich-In-und-Adabei-Truppe frequentiert. Leer ist es nicht – auch nicht unter der Woche, deshalb sollten Sie unbedingt reservieren.

Was uns gefällt: Neben der normalen Karte lockt das Keko mit einer interessanten Tageskarte, auf welcher sich Fisch, Oktopus und andere aktuelle Vorschläge der Küche finden. Diese werden vom freundlichen Personal auch kräftig gepitched. Überhaupt ist der Service extrem flott – hier muss keiner ewig auf sein Gläschen Wein warten, das Essen wird ebenfalls zeitnah serviert, was wir schätzen, da mal wieder völlig überhungert vom Rechner aufgerumpelt.

Zur Begrüßung gibt es eingelegte Pepperoni und Gürkchen, erstere scharf, letztere pikant. Das warme Fladenbrot wird gleich dazugestellt und auch wieder aufgefüllt. Kleiner Malus: das Mis en Place beim Brot ist Unfug! Lieber frisch aufschneiden, anstatt aufgeschnitten vorzuhalten – dem Geschmack tut’s besser.

Das Fladenbrot, warm, aber ein wenig trocken.
Gürkchen und Pepperoni vorweg zum Gaumen kitzeln
Gürkchen und Pepperoni vorweg zum Gaumen kitzeln

Bestellt haben wir Querbeet: Zur Vorspeise gönnten wir uns einen kalten und einen warmen Vorspeisenteller (die Herren), sowie einmal Hummus und einmal Cacik für die Damen. Alles gut, alles frisch, alles vielleicht ein klein wenig knapp gesalzen – hier gingen unsere Ansichten auseinander, wie ich fairer Weise zugeben muss. Auch der Knoblauch wurde nicht zu üppig verwendet – wofür drei Leute froh und eine nicht ganz so über-begeistert war. Insgesamt jedoch eine saubere Performance!

Vorspeisen kalt - und alle sehr lecker
Vorspeisen kalt – und alle sehr lecker
Warme Vorspeisen: Aubergine, Zucchini & Co.
Warme Vorspeisen: Aubergine, Zucchini & Co.
Hummus für die Dame!
Hummus für die Dame! Sofort probiert, wie Sie erkennen können.
Und Cacik für die andere Dame.
Und Cacik für die andere Dame.

Die Hauptgerichte ließen auch hungrige Mannsbilder nichts vermissen: Lammschulter, Danas Sis (Kalbsspiesse), Adana Yogurtlu und Polat Kebap, das ist ein Hackfleisch-Tomaten-Gericht im Tontopf, kamen in gescheiten Portionen auf den Tisch. Geschmeckt hat es allen – mit kleineren Kritikpunkten, die wir Ihnen natürlich nicht unterschlagen möchten. So hatte die Lammschulter sichtlich schon etwas länger geschmort und war deshalb hier und da ein wenig trocken. Bei der Bestellung derselbigen konnte unsere reizende Bedienung trotz Erkundigung in der Küche nicht glaubhaft erklären, was denn die Lammschulter vom ebenfalls in Augenschein genommenen gewürfelten Lammfleisch unterschied (zumal die Schulter dann auch gewürfelt kam). Da wir alle schon wesentlich furchtbarer gespeist haben, konnten wir das Lamm jedoch lammfromm abnicken. Über die Gemüsebeilagen von Blumenkohl und Brokoli waren wir geteilter Meinung, 2 pro/ 2 contra – die sacre-e-profane-Chefin begrüßt diese saisonalen Gemüse, andere wollten lieber typisch Türkisches, wobei sie auch dort Kohl haben.

Für Männer: die Lammschulter. An der Produkterklärung kann noch gearbeitet werden;-)
Für Männer: die Lammschulter. An der Produkterklärung kann noch gearbeitet werden;-)

Sensationell: das Adana Yogurtlu – Lamm-Hackfleisch-Spieß auf Joghurt-Tomaten-Sauce auf Brot, welches sowohl saftig wie auch noch hier und da ein bisschen knusprig daherkam! Wollen wir wieder haben!

Das Adana Yorgurtlu ist großartig. WE LIKE!
Das Adana Yorgurtlu ist großartig. WE LIKE!

Sehr gut kamen auch die Kalbfleischspieße an, die unsere zweite Dame erstens wegen dem schönen Fleische und zweitens wegen der Klarheit der Speise (keine Saucen, kein Batz, alles simpel) belobigen konnte.

Puristisch die Kalbsspiesse, so mag es unsere liebe Frau P.
Puristisch die Kalbsspiesse, so mag es unsere liebe Frau P.

Der Tontopf mit seiner pikant-würzigen Hack-Mischung fand ebenfalls Gnade, und dass beim besten aller Gatten, der zwar ausgehungert war aber dennoch nicht alles isst.

Der Gatte hatte sich den Tontopf ausgeguckt und wars denn auch zufrieden.
Der Gatte hatte sich den Tontopf ausgeguckt und wars denn auch zufrieden.

Sie haben auch diverse Weine, die sich nicht verstecken müssen. Ich trank einen türkischen Roten, trocken, süffig, passend zum Mahle. Die Herren hielten es mit bajuwarischer Braukunst alkoholfrei, die andere Dame mit Wasser, weil man sich bis Ostern zurückhält.

Zu späterer Stunde trat der Wirt ein und gleich an unseren Tisch, weil er den hier anwesenden Gastronomen erkannte und – wie in der Branche üblich – diesen und uns alle per Handschlag aufs Netteste Willkommen hieß. Sowas ist ja dann doch schick, zumal der Begrüßung noch ein kleiner Snack (gebratene Kalbsleberstückchen, die wir beim besten Willen nicht mehr aufessen konnten) gefolgt von einem großen Nachspeisen-Teller (jau, diesen haben wir uns dann doch noch fast ganz einverleibt) aufs Haus folgten. Keine Fotos, da zu diesem Zeitpunkt alle der Völlerei huldigten. Ein paar Rakis weiter verließen wir das freundliche Ambiente. Den Fußmarsch nach Hause hatten wir nötig.

Summasummarum: Hier gehen wir wieder hin. Sicher keine Sterneküche, aber auch kein Chichi, solide, lecker und durchaus nicht ohne Ambitionen. Ein ganz dickes Lob nochmals dem Personal: diese flotte, hübsch anzuschauende und aufmerksame Truppe wünschen wir vielen Restaurants, wo sich der Service schwertut, dem Gast Gastfreundschaft entgegen zu bringen. München ist hier ja nicht so verwöhnt, also gehen Sie mal ins Keko. Einzig wegen der Beschallung möchten wir eine Beschwerde einlegen, da der Sound of Music zu laut und eher enervierend ins Ohr drang, was die Unterhaltung doch erheblich verhinderte. Anyway, die jüngeren Gäste und das Personal stehen wohl drauf, die älteren Säcke hält es sichtlich nicht ab – das Publikum war ebenso bunt gemischt wie international;-)